Das Tempelhofer Raumausstatter-Unternehmen Kirchheim Wohnkonzepte besteht mittlerweile seit über 50 Jahren. Birgit Wiegandt ist Raumausstatter-Meisterin und Kerstin Kirchheim Designerin. Die Schwestern, leiten das Unternehmen gemeinsam, beschäftigen sechs Mitarbeitende und bilden auch aus.

Dass das Geschäft noch heute floriert, ist ein kleines Wunder. Denn eigentlich sollte im Jahr 2016 Schluss sein…
Als die Mutter von Kerstin Kirchheim und Birgit Wiegandt, die den Betrieb jahrelang leitete, unerwartet starb, planten die Töchter das Geschäft zu schließen.

Zur Beerdigung erhielten sie buchstäblich Hunderte Beileidsschreiben von Kundinnen und Kunden, die sich bei dem Familienbetrieb in besten Händen gefühlt hatten und sich sehr wünschten, dass das Geschäft Bestand hat. Die Schwestern waren beeindruckt, kamen ins Grübeln und entschlossen sich schließlich gemeinsam weiterzumachen.

Wer die Werkstatt in der Konradinstraße betritt, steht zwischen wunderschönen Stoffmustern für Gardinen und Vorhänge, aber auch inmitten von Stühlen, die neu gepolstert werden. Zukünftig wollen die Schwestern diese Arbeit nach außen noch sichtbarer machen. Sie planen die Räume so umzubauen, dass Fußgänger vom Gehsteig aus das Handwerk verfolgen können.

Auch möchten Kirchheim und Wiegandt Workshops für Interessierte anbieten, die lernen wollen, wie man beispielsweise einen Stuhl neu polstert – Wiederaufbereiten statt Wegwerfen ist das Motto und passt ja auch wunderbar in den Zeitgeist von Berlin. Es gibt viele Anfragen von Kundinnen und Kunden in dieser Richtung, erzählen die Raumausstatterinnen.

Da der Fachkräftemangel in dem Gewerk deutlich spürbar ist, hoffen sie außerdem darauf, durch ihre Aktionen mehr Menschen für ihr Handwerk zu begeistern und vielleicht auch neue Mitarbeitende zu gewinnen. Schließlich soll es jetzt nochmal viele, viele Jahre weitergehen in der Tempelhofer Werkstatt.

Text Carola Zarth / Helena Golz

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