Seit Kurzem verändert sich etwas: Es gibt mehr Transparenz, mehr Empathie und weniger Konventionen. Viele Menschen erkennen, dass es ihnen gut tut, selbstbestimmt durch diese Zeit des Abschiednehmens zu gehen – aber es ist auch noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.“ Dieser Satz aus einem Tagesspiegel Interview macht mich neugierig, neugierig auf das Fährhaus und seine beiden Gründerinnen. Das Bestatter Handwerk steht schon länger auf meiner Sommertour Wunschliste und Ende Juli war es dann soweit. Die hellen freundlichen Räume, der schlichte Sarg aus Kiefer, alles unterscheidet sich so sehr von den Erfahrungen, die ich aus Sicht einer Trauernden bis jetzt mit Bestattungsunternehmen hatte. Während Birgit Scheffler und Sahra Ratgeber uns die Räume des Fährhaus zeigen, erzählen sie Arne Lingott dem Abteilungsleiter Betriebsberatung der Handwerkskammer und mir von einer neuen, einer anderen Trauerkultur, wo die Hinterbliebenen und ihre Trauer im Mittelpunkt stehen. Wir erfahren von der Trauerfeier für den Hertha Fan, auf dem die Hymne gespielt wurde und Bengalos gezündet wurden oder von dem Livestream einer Beerdigung bis in die USA, aufgrund der Reisebeschränkungen durch die Pandemie. Es geht auch um die Kinder aus der Nachbarschaft, die fast täglich vor dem Schaufenster des Fährhaus stehen bleiben und energisch darauf aufmerksam machen, dass die Seiten eines der zahlreichen Bilderbücher mit den Geschichten über den Tod, die immer im Schaufenster liegen, dringend umgeblättert werden müssen. Ich merke ganz deutlich, Birgit Scheffler und Sahra Ratgeber sind angekommen, in einem Beruf, der für sie Berufung ist und in dieser Stadt, der in all ihrer Anonymität ein Ort wie das Fährhaus gut tut.